Grundsteinlegung: 4 Mark

Archivar schenkt Bohnenkamp-Stiftung Liste mit Baukosten der Villa Hecker

 

Osnabrück, 16. Mai 2017

 

13.723,06 Mark. So viel hat der Bau des ersten Abschnitts der Villa gekostet, die sich Franz Hecker (1870-1944) am Osnabrücker Schölerberg in den Jahren 1911 bis 1915 errichten lies. Fein säuberlich hat der Osnabrücker Kunstmaler die Kosten in einer Liste aufgeführt. Diese befand sich seit 2006 im Besitz von Marc Robbe. Jetzt hat der Antiquar die Liste der Friedel & Gisela Bohnenkamp Stiftung übergeben, die damit ein Dokument der Osnabrücker Stadtgeschichte in den Händen hält.

„Es sind vergleichsweise geringe Baukosten im Vergleich zur Sanierung der Villa“, sagt Marc Robbe anlässlich der Übergabe der Liste, in der Hecker auch noch so kleine Beträge aufgeführt hat: Links das Datum, in der Mitte die jeweiligen Arbeitsschritte oder die zuständige Firma und in der rechten Spalte die Kosten. Der erste Eintrag stammt vom Mai 1911 – es ist das Schloss, das sich Franz Hecker in England für seine Haustür kaufte, Kosten: 7,50 Mark. Der nächste Eintrag ist die Grundsteinlegung im August des Jahres, für die der Maler 4 Mark zu zahlen hatte. Unter den ausführenden Firmen sind einige auch heute noch bekannte Unternehmen, wie die Firma Glas-Deppen, der Hecker im April 1915 142,44 Mark für Spiegelglas zahlte. Erwähnt wird auch das Beerdigungsinstitut Frankenberg. Das heute in Voxtrup ansässige Unternehmen ging 1909 aus einer Tischlerei hervor, die Franz Hecker mit einem Teil des Innenausbaus seines Hauses beauftragt hatte.

„Für die Feinheiten hat Hecker künstlerisch veranlagte Handwerker herangezogen“, betont Gisela Bohnenkamp. Die Stifterin nennt beispielsweise das Malergeschäft Wilhelm Plogmann aus der Johannisstraße 25. Es verstand sich nicht als klassischen Handwerksbetrieb, sondern als ein Unternehmen, das sich kunstvollen Malarbeiten verschrieben hatte und beispielsweise auch am Osnabrücker Theater tätig war.

„Das Haus war Heckers Eintritt in eine bürgerliche Existenz“, betont Marc Robbe. In drei Bauabschnitten hatte Franz Hecker die Villa errichten lassen, die am 1. Juli 1983 unter Denkmalschutz gestellt wurde: Erst wurde das Haupthaus (13.723,06 Mark) gebaut, ab Oktober 1913 der Anbau (17.957,00 Mark) und zum Schluss die Veranda (2227,16 Mark). Die Entwürfe stammten von Hecker selbst, beeinflusst waren sie von Heinrich Vogeler, der unter anderem den Barkenhoff in der Künstlerkolonie Worpswede entworfen hatte. Umgesetzt wurden die Entwürfe vom Ingenieurbüro Kempski & Mohr, Möserstraße 45. „Ich glaube, dass Hecker für die Finanzierung keine Bank gebraucht hat“, meint Robbe nicht nur wegen des Baus in Abschnitten. Hecker habe offenbar sparsam gelebt: Bis zum Einzug in sein Haus am Schölerberg im Alter von 42 Jahren hat der in Bersenbrück geborene Künstler mit seiner Mutter in Osnabrück gewohnt. Zudem war er zum Zeitpunkt des Hausbaus als Maler bereits recht erfolgreich und konnte einige Einnahmen beispielsweise aus dem Verkauf von Abzügen der Radierungen „Quartett“ und „Unser Apfelbaum“ erzielen. „Bei den beiden Radierungen hatte er Auflagen von 1000 und 1200 Stück“, sagt Franz-Josef Hillebrandt, der Vorsitzende des Kuratoriums der Bohnenkamp-Stiftung.

Die Liste zu Heckers Hausbau stammt aus dem Nachlass Ludwig Bätes (1892-1977). Mit dem Osnabrücker Schriftsteller und Kulturhistoriker war Hecker bis zu seinem Tod eng befreundet gewesen. Hecker starb im November 1944 in der Folge eines Bombeneinschlags. Im Jahr 2013 hat die Bohnenkamp-Stiftung das Anwesen erworben und in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege umfassend saniert. Seither ist die Villa Sitz der Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung.