Möser-Medaille der Stadt Osnabrück

 

„Bildung – der Stoff, aus dem die Träume sind“

 

Gisela Bohnenkamp für ihr Engagement für Kinder und Jugendliche mit der Möser-Medaille ausgezeichnet

 

Osnabrück, 3. Januar 2014

 

Mit der Möser-Medaille, der höchsten Auszeichnung der Stadt Osnabrück, wurde Gisela Bohnenkamp jetzt geehrt. Als Gründerin der Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung trage sie dazu bei, dass Kinder und Jugendliche erfahren, wie sie ihr eigenes Leben in die Hand nehmen können. „Nämlich, wenn sie sich bilden,“ sagte Oberbürgermeister Wolfgang Griesert in seiner Laudatio im Friedenssaal des Rathauses.

Die Medaille wird seit 1944 an Persönlichkeiten verliehen, die sich um Osnabrück oder die Region in herausragender Weise verdient gemacht haben. Wie der Jurist und Literat Justus Möser (1720-1794) zu seiner Zeit trage Gisela Bohnenkamp heute dazu bei, neue Perspektiven zu eröffnen und selbstständiges Denken zu fördern. Dabei denke und handle sie ebenso pragmatisch: „Wie Möser haben Sie ebenfalls den Menschen in seinem konkreten Lebensumfeld im Auge: Wie er lebt und arbeitet, mit seinen Interessen, Zielen und Möglichkeiten der Selbstverwirklichung und Bildung.“ Seit ihrer Gründung im Jahr 2008 stoße die Bohnenkamp-Stiftung junge Menschen dazu an, den eigenen Kräften und Fähigkeiten zu vertrauen. „Bildung, das ist der Stoff, aus dem die Träume sind“, meinte Griesert – auch wenn dies mit Anstrengung verbunden sei. Besonders hob der Oberbürgermeister die Sommersprachcamps für Kinder aus Zuwandererfamilien, aber auch Qualifizierungskurse für werdende Eltern, Projekte zur Suchtprävention und den Bau des Bohnenkamp-Hauses im Botanischen Garten hervor.

Als Unternehmerin habe sie nicht nur eine Verpflichtung gegenüber ihrer Belegschaft, sondern auch für die Allgemeinheit, sagte Gisela Bohnenkamp in ihrer Dankesrede. Die Stiftung sei Ausdruck ihrer Treue zum Standort der Firma. Mit rund 50 Prozent des Firmenkapitals der Bohnenkamp AG hat sie die Bohnenkamp-Stiftung gegründet. Seither hat die Stiftung mehr als 40 Projekte mit einem direkten Bezug zu Osnabrück gefördert. „Hinzu kommen das Bohnenkamp-Haus und die Hecker-Villa“, ergänzte die Stifterin. In das einstige Wohnhaus des Malers Franz Hecker wird die Stiftung zukünftig ihren Sitz verlegen. „Nicht nur vor dem Verfall hat die Stiftung diese Villa gerettet, sondern auch für Osnabrück haben Sie sie gerettet“, dankte Wolfgang Griesert. Zum Schluss machte Gisela Bohnenkamp deutlich, worauf sie mit der Stiftungsarbeit langfristig abzielt: „Ich wünsche mir, dass Behörden und Unternehmen im Miteinander Respekt, Zuverlässigkeit und Toleranz walten lassen. Das ist unmodern. Aber ich bin ganz gern furchtbar unmodern.“

Zum Hintergrund: Justus Möser Auf Gedanken des Osnabrücker Juristen Justus Möser (1720-1794) beruht das heutige Rechtssystem in Deutschland; er überführte das germanische Recht in das römische Recht. Zu seinen politischen Idealen zählte ein freier, in seinem Eigentum gesicherter und durch Selbstverwaltung am politischen Leben mitwirkender Bauern- und Bürgerstand. Möser, der die Verwaltung des Fürstbistums Osnabrück leitete, war Staatsmann, Literat und Historiker. Er äußerte sich in zahlreichen Schriften während der Zeit der Aufklärung über Politik, Geschichte, Theater und Literatur. Goethe bezeichnete ihn als „Patriarchen von Osnabrück“ und auch Lessing und Herder lobten sein Werk. Die Möser-Medaille wurde im Januar 1944 anlässlich Mösers 150. Todestag erstmals verliehen. Sie wird den Geehrten während des jährlichen Handgiftentags, der ersten Sitzung des Stadtrates, überreicht. Unter den ersten mit der Möser-Medaille Geehrten war im Januar vor 70 Jahren der Maler Franz Hecker (1870-1944). Die Bohnenkamp-Stiftung lässt dessen Wohnhaus am Schölerberg derzeit renovieren. In naher Zukunft wird sie in die denkmalgeschützte Villa mit Garten einziehen und ihren Stiftungssitz dort unterhalten.