Besser werden als Motivation

Diskussion zum großen Diktatwettbewerb während des Deutschen Stiftungstages

 

Osnabrück, 23. Mai 2017

 

Heißt es nun „nichtsdestoweniger“? Oder etwa „nichts desto weniger“? Mucksmäuschenstill waren die 40 Gäste, als sie sich während des Deutschen Stiftungstages 2017 bei einem Diktat sprachlich maßen. Es verlangte volle Konzentration, die kniffligen Sätze richtig zu Papier zu bringen, die eigens für das Mitmachangebot „Sprachsport im Schwimmerbecken – der große Diktatwettbewerb“ kreiert worden waren.

Ihre Begeisterung für den großen Diktatwettbewerb wollte die Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung während des Stiftungstages weiter verbreiten. Deshalb hatte sie mit der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main die Urheberin des Wettbewerbs sowie Vertreterinnen und Vertreter anderer Stiftungen und weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingeladen, sich über den Wettbewerb zu informieren. Zunächst gab deshalb eine Podiumsdiskussion zum Thema „Sprache als Schlüssel zur Welt“ Einblicke in Motivation und Hintergründe zum Diktatwettbewerb. In Frankfurt am Main haben sich im Jahr 2011 zum ersten Mal Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer sowie Eltern sprachlich gemessen. Seit 2015 lädt die Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung in Osnabrück zum großen Diktatwettbewerb ein. Michael Prior, der Geschäftsführer der Stiftung, hatte die Idee in die Stadt geholt.

Wie gut der Wettbewerb bei jungen Leuten ankommt, erläuterten Alicia Demann und Carla Schmitz. Ihnen mache es Spaß, sich in der deutschen Rechtschreibung zu messen, sagten die Schülerinnen des Gymnasiums „In der Wüste“, die im Frühling den dritten Platz beim Osnabrücker Wettbewerb belegt haben. Es sei schade, dass nach der Grundschule keine Diktate mehr geschrieben würden, meinte Alicia Demann. „Außerdem wird Rechtschreibung spätestens im Abitur bewertet. Zu viele Fehler geben einen Punktabzug“, ergänzte Carla Schmitz zu ihrer Motivation, dabei zu sein.

Aber macht die Kenntnis der Grammatik denn heute noch Sinn, wenn durch die neuen Medien und das zunehmende Tempo der Kommunikation viele Regeln beiseite geschoben werden? Für Christina Noack, Germanistik-Professorin der Universität Osnabrück, ist das gar keine Frage: „Das Brechen der Regeln hat etwas künstlerisches. Aber gerade dieses Brechen der Regeln setzt ihre Kenntnis voraus“, sagte die Linguistin, die die Osnabrücker Jury des Großen Diktatwettbewerbs leitet. „Sprache ist ein Schlüssel, um sich die Welt zu erschließen“, betonte Prof. Dr. Roland Kaehlbrandt. Der Vorsitzende der Stiftung Polytechnische Gesellschaft hat den Wettbewerb ins Leben gerufen, den er bewusst auf hohem Niveau ansetzt: „Es geht darum, sich nach oben zu orientieren, um besser zu werden.“ Michael Prior hob den Variantenreichtum und die Schönheit der deutschen Sprache hervor, die einen besonders großen Wortschatz ausmache: „Der will durchdrungen werden“, sagte Prior, bevor weitere Stiftungsvertreter während der Moderation von Dr. Marie-Luise Braun ihre Motivation erläuterten, den Diktatwettbewerb zu sich in die Region zu holen. Sowohl Paul Claahsen von den Kommunalen Stiftungen Münster als auch Ekkehard Thümler von der Joachim-Herz-Stiftung in Hamburg zeigten sich überzeugt von der Idee, sich spielerisch mit der deutschen Sprache zu befassen. Wegen der räumlichen Nähe wuchs auf dem Podium eine Allianz: Die Bohnenkamp-Stiftung und die Kommunalen Stiftungen Münster wollen sich zukünftig in einem bilateralen Wettbewerb messen.

Den Wettbewerb während des Stiftungstages gewonnen hat Thomas Allewelt. Der Lehrer für Latein und Geschichte am Gymnasium „In der Wüste“ hat vom ersten Mal an am Osnabrücker Wettbewerb teilgenommen und freute sich, zum zweiten Mal die Siegertrophäe überreicht zu bekommen. Erhalten hat er sie, weil er nicht nur „nichtsdestoweniger“ richtig geschrieben hatte. Er hat beim 139 Wörter umfassenden Diktat nur einen Fehler gemacht.

Weitere Informationen gibt es unter www.dergrossediktatwettbewerb.de und unter www.stiftungen.org/startseite.htm.

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